Die Vereinsgründung im April 1909

..Ludwig Plate ....Richard Lorenz ....Fritz Ibe.......

Es waren "5 Einberufer - Plate, Ibe, Dittmer, Lorenz, Tempelhoff-" die nachfolgenden Aufruf am 31.03.1909 in der Wilhelmsburger Gemeindezeitung veröffentlichten. Damit begann die Geschichte des Turn-Clubs Wilhelmsburg:

Herren, die gewillt sind, einem neu zu gründenden deutschen Turnverein am Reiherstieg beizutreten werden gebeten sich am Freitag, den 2. April, abends 9 Uhr im Clubzimmer des Restaurants "Posthof" einfinden zu wollen. Die Einberufer."

Zu der Gründungsversammlung waren eine Reihe von Herren erschienen. Die Wilhelmsburger Zeitung schrieb am nächsten Tag u.a. darüber:

2Ein Turnverein für Reiherstieg ist gestern Abend in einer nach dem "Posthof" einberufenen Versammlung gegründet worden. Der neue Verein wird sich auf dem Boden der deutschen Turnerschaft aufbauen und soll den Turnvereinen am Bahnhof und in Kirchdorf angereiht werden. Nach der Devise "Frisch, froh, fromm, frei" soll dem Körper die Gesundheit und dem Geiste des Frohsinns erhalten werden.

Sechzehn Herren hatten schriftlich ihren Beitritt erklärt. Es wurde ein provisorischer Vorstand gebildet und die erste Vorstandssitzung für den18.04.1909 einberufen.

Am 27.04 1909 auf der ersten Mitgliederversammlung erhielt der Verein seinen Namen : Turnklub Wilhelmsburg. Auch die Mitgliedsbeiträge wurden an diesem Abend festgesetzt. Wörtlich heißt es im Sitzungsprotokoll:

"Als Beiträge werden erhoben

- für Mitglieder 50 Pfennich monatlich,

- für Zöglinge 25 Pfennich,

- für Kinder 20 Pfennich monatlich."

Lokal "Posthof"

Der Vereinswirt Herr Hillesheim stellte sein Lokal den "Posthof" (dem heutigen Restaurant "Athena"), dem Verein kostenlos zur Verfügung.

Läufer Robert Ahrens

Schon im Juni 1909 zählte der Verein bereits 50 Mitglieder, vorwiegend aktive Turner.

Im August 1909 wurden eine Jugendabteilung, sowie eine Altersriege gegründet. Am 10.11.1909 wurde eine Damenabteilung, am 18.11.1909 eine Mädchenabteilung gegründet.

Suhr's Gasthof

Im November 1909 wurde dann aus verschiedenen Gründen beschlossen den "Posthof" zu verlassen, um in das Gasthaus Suhr an der Harburger Chaussee (dem heutigen Teil der Georg-Wilhelm Straße), Ecke Vogelhüttendeich zu ziehen.

11. September 1909, erstes Stiftungsfest

17. September 1910 Rekruten-Abschiedskränzchen, jedem der eingezogen wurde überreichte man eine Tabakspfeife mit einem Paket Tabak.

1912 nahmen 10 Turner am Stafettenlauf anläßlich der Einweihung des Bissmarkturmes auf dem Kiekeberg teil.

Auch auf dem 12. Deutschen Turnfest in Leipzig im Juli 1913, an dem insgesamt 17.000 Turner aus ganz Deutschland teilnahmen waren die Wilhelmsburger Sportler vom TCW vertreten.

Dann kam das Jahr 1914. Es wurde fleißig geturnt, und es wurde auch immer wieder gefeiert. Bis im August 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach. Die meisten männlichen Mitglieder wurden sofort eingezogen. Kurze Zeit später wurde der Turnbetrieb vorübergehend eingestellt. Im November 1918 endete der 1. Weltkrieg. Zwei Mitglieder des Vereins kehrten nicht zurück. Drei befanden sich in der Gefangenschaft. Die anderen kamen nach und nach aus dem Felde heim, und meldeten sich wieder beim Verein. Am 17.Januar 1919 wurde der Turnbetrieb wieder aufgenommen.

Einen großen sportlichen Triumph konnten die Sportler des TCW beim Wilhelmsburger Sportfest am 04. September 1921 für sich verzeichnen. In sämtlichen vier Wettkämpfen- Zwölfkampf der Männer, Vierkampf der Frauen, Achtkampf für Knaben, Sechskampf für Mädchen- wurde der 1. Preis errungen. Stolz war auch die Entwicklung der Mitgliederzahlen. Am 1.Oktober 1921 zählte der Verein 271 Mitglieder. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich bei den Einnahmen. Insgesamt waren es 10.807,95 M. Davon wurde fast die Hälfte aus Veranstaltungen erlöst.

1924 erschien die erste Vereinszeitung, die "Vereinsnachrichten",

1925 zählte der Verein schon 300 Mitglieder,

1926 wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen,

Kinderturnriege 1927 mit Turnlehrer Cesniak

1927 errangen die Turnerinnen und Turner 80 Siege,

1929 wurde der Sportplatz vor der Realschule mit einem großen Fest eingeweiht,

1929 wurde die erste Schlagball-Mannschaft des TCW Mitteldeutscher Meister, und qualifizierte sich somit für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 1929 in München. Es wurde nach dem K.O.-System gespielt. Leider verlor man gleich das erste Spiel gegen die "Profis" aus Oplade (heute Leverkusen).

1930 wurde eine Gesangsabteilung ins Leben gerufen,

Wettkampf in der Veringstraße

1933 dann ein schwarzes Jahr nicht nur für den TCW, die Nationalsozialisten kamen an die Macht, und eines mit der düstersten Kapitel der Weltgeschichte begann. In dieser Chaotischen Zeit wurde auch jegliches Vereinsgeschehen des TCW eingestellt.

1945 die Turnhalle war beschädigt und der Sportplatz in einem fast unbrauchbaren Zustand. Die Turn- und Sportgeräte waren vernichtet, aber das Herz des TCW schlug noch,

1946, nach zähen Verhandlungen mit der Militärregierung erhielt man die Genehmigung den Vereinsbetrieb wieder aufzunehmen, im Dezember gab es bereits wieder einen Turnwart, Spiel- und Sportwart, sowie einen Jugend- und einen Gerätewart, die Mitgliederzahl stieg wieder auf über 300 Mitglieder an,

1949 feierte der TCW sein 40jähriges Jubiläum in den Sälen von Stüben am Vogelhüttendeich,

1950 zählte der Verein bereits 500 Mitglieder,

1954 wurden die 1. Damen, sowie die ersten Herren Meister in der 3. Division,

1955 vertraten Gerd Mollenhauer, Karl-Heinz Manske, Jürgen Triebsees, Gerd Evers und Klaus Dudzus - als erste Mitglieder überhaupt - den TCW bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Frankfurt am Main,

1959 feierte der TCW sein 50jähriges Jubiläum mit einem großen Fest das vom 13. bis zum 20. Juni gefeiert wurde,

Gaststätte Stüben am Vogelhüttendeich

im selben Jahr wurde das Vereinslokal gewechselt, man zog von Suhr's Gasthof zur Gaststätte Stüben am Vogelhüttendeich,

1960, ein Aushängeschild des TCW war die Handballabteilung. Ein besonderes Stück Vereinsgeschichte schrieb die 1. Damenmannschaft des TCW.

Damen-Mannschaft im Handball - Hamburger Meister 1967/68

v.l.n.r. oben: Peter Ivers, Ilse Becker, Bärbel Auer

v.l.n.r. Mitte: Elke Brünning, Helga Ivers, Elli Kanbisch, Heike Schmidt

v.l.n.r. unten: Hilde Hagel, Ilona Evers, Heike Stiller, Elisabeth Brückner

 

Ihr gelang es erstmals im Jahre 1960 der Aufstieg in die höchste Hamburger Spielklasse, der 1. Division. Das war vorher noch keiner Wilhelmsburger Handballmannschaft gelungen. Sie blieben schließlich mehr als 10 Jahre lang in nahezu unveränderter Besetzung zusammen. Ganz nebenbei engagierten sich die Handballdamen für wohltätige Zwecke. So spielten sie bei der traditionellen Neujahrsveranstaltung des FC Viktoria als "FC Minirock" Fußball und galten damals auch als beste Wilhelmsburger Damenmannschaft,

1961 zählt der TCW 1.100 Mitglieder,

1962, nach der verheerenden Flut war der Turnbetrieb für mehrere Monate Lahmgelegt, da das Wasser den Sportgeräten, sowie der Halle sehr zugesetzt hatte, für eine Übergangszeit wurde im großen Saal bei Stüben geturnt und Prellball gespielt,

1965 erreichten die 1. Handballdamen erneut den Aufstieg in die 1. Division,

1967 gewannen die 1. Handballdamen die Hamburger Meisterschaft,

1968 wurde die weibliche Jugend Hamburger Meister, und erreichten bei den Nordmeisterschaften einen hervorragenden zweiten Platz.

1970 begannen konkrete Gespräche zwischen sechs Wilhelmsburger Vereinen, darunter auch der TCW, über die Fusion in einen Wilhelmsburger Großverein mit ca. 3.100 Mitgliedern. Durch einen Zusammenschluß der Vereine versprach man sich ein breites Angebot an Sportarten, eine Konzentration der Leistungsspitzen, eine der Größe des neuen Vereins entsprechende stärkere Einflußnahme im komunalpolitischen Bereich, beispielsweise bei der Errichtung neuer Sportstätten.

Die ursprünglich geplante Fusion West-Wilhelmsburger Vereine fand nicht statt. 1972 schlossen sich nur der Wilhelmsburger Fußballverein (WFV 09), Vorwärts 93 und der Box-Club Wilhelmsburg zum Wilhelmsburger Sportverein zusammen. Ende 1973 weist der TCW EINEN Mitgliederbestand von 964 Personen auf.

Man kann die Geschichte des TCW schreiben, ohne den Namen des Mannes zu erwähnen, der nach dem Kriege entscheidend zum Wiederaufbau des Vereins beigetragen hat: Walter Eickmann. Er gehörte dem Verein bereits im Knabenalter als Zögling an. 1975 konnte Walter Eickmann auf eine 25jährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender zurückblicken. Am 29.09.1976 stirbt der langjährige 1. Vorsitzende Walter Eickmann.

Am 11.11.1977 feiert die Damenabteilung Gruppe B ihr 50jähriges Bestehen. Ebenfalls auf dem Stiftungsfest der Gruppe B erfolgt die Ehrung unserer Turnlehrerin, Frau Anita Hartung, für ihr 40jähriges Vereinsjubiläum.

Quelle: Festschrift: 90 Jahre Turn-Club Wilhelmsburg, 1999