Rallyefahren ist Idealismus
Wilhelmsburger Rennsport-Gemeinschaft fehlt Unterstützung
Vor gut sechs Jahren riefen ein paar motorsport-begeisterte Autofahrer die Wilhelmsburger Rennsport-Gemeinschaft ins Leben. Sie mieteten sich in der Veringstraße 22 eine Werkstatt und begannen, an ihren Autos herumzubasteln. Schon bald schickten sie ihre Wagen in die nationalen und internationalen Rundstreckenrennen, Nürburgring, Zolder, Österreichring hießen die Stationen. Jedes Rennen kostete die 7-Mann-Gemeinschaft an die 1000 Mark, Motorschaden und Reifenverschleiß nicht mit einberechnet.
Ein Team, das sich dem Motorsport verschrieben hat. Von links; Jürgen Schulz, Volker Sablotzke, Günter Bensch, Hartmut Grete, Armin Glöckner, Erwin Matschke. Es fehlt Gerd Schulz. Foto: Diringshoff
Bis heute haben die Fahrer Jürgen Schulz, Volker Sablotzke und Gerd Schulz sowie die Mitarbeiter und Monteure Günter Bensch, Hartmut Grete, Armin Glöckler und Erwin Matschke das finanzielle Risiko aus ideellen Gründen achtmal im Jahr auf sich genommen. „Zum Rundstreckenpokal gehören 12 Rennen im Jahr“, stellt Volker Sablotzke fest, “aber das schaffen wir finanziell einfach nicht“. Ein Mangel an Kapital mindert natürlich gerade in dieser Sportart die Siegchancen, weil die neuesten Verbesserungen am Auto horrende Summen kosten.
Sablotzke geht regelmäßig mit seinem 150 PS starken Golf ins Rennen der Gruppe 1b, an der nur Serien-Tourenwagen teilnehmen dürfen. Im April sprang für ihn auf Sylt ein dritter Platz heraus, der ihm jedoch keinen finanziellen Zuschuss brachte, sondern lediglich einen Pokal.
in Wunstorf (Luthe) v.l. Erwin Matschke , Volker Sablotzke , Jürgen Schulz , Günter Bensch , Hartmut Grete , Armin Glöckler , es fehlt Gerd Schulz
An den Serien-Autos der Gruppe 2 darf bis zu einer gewissen Grenze verbessert werden. Jürgen Schulz fährt einen 150-PS-Derby mit 1150 ccm Hubraum. Enttäuscht mag er gewesen sein, als er kürzlich in Wunstorf die schnellste Trainingszeit vorgelegt hatte, dann aber am Start des Rennens mit einem »Platten« liegenblieb. Beim Flugplatzrennen in Diepholz gelang Schulz ein dritter Platz, obwohl er eine Runde vor Schluß ausgefallen war. Bruder Gerd bezwingt an selben Orten Slalom-Kurse.
In der Saison arbeitet das Team fast täglich an ihren Lieblingsstücken, den Autos. Denn im Rallyesport entscheidet nur zu 20 % das fahrerische Können. Daher muß jede freie Minute zum Basteln genutzt werden.
Im Grunde kann jeder Rallye fahren, der mindestens ein Jahr den Führerschein besitzt, dem ADAC angehört und eine nationale Bewerber- und Fahrerlizenz bestanden hat. Nächster Termin nach der Winterpause ist für die Rennsport-Gemeinschaft der 22. März 1981. Dann geht es im Belgischen Zolder wieder um Meisterschaftspunkte.
Artikel aus der Wilhelmsburger Zeitung vom 23. Dezember 1981