Der Wilhelmsburger Wasserturm
Der Wasserturm Groß Sand steht im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg am
gleichnamigen Krankenhaus der katholischen Bonifatius-Gemeinde.
Er wurde 1910–1911 nach Entwürfen des Altonaer Architekten Wilhelm Brünicke
erbaut. Der Turm erhielt Räume für die Leitung des Wasserwerks der damals zur
preußischen Provinz Hannover gehörigen Gemeinde Wilhelmsburg (heute Stadtteil
von Hamburg), Dienstwohnungen und das Heimatmuseum der Gemeinde. Mit einer
Gesamthöhe von 46 Metern sicherte er einen ausreichenden Wasserdruck.
Bauwerk
Der von der Heimatschutzarchitektur beeinflusste,
achteckige Bau ist im unteren Bereich durch acht senkrechte Fensterreihen
gegliedert. Nach oben folgt eine von Konsolen getragene, umlaufende Galerie. Der
Bereich des Wasserbehälters setzt sich durch eine andere Wandgliederung, größere
Fenster und Ziermauerwerk vom Schaft des Turms ab. Ein
kupfergedecktes Kegeldach mit Lüftungsaufsatz und vier Gauben schließt das
Bauwerk nach oben ab. Der gesamte Bau ist mit Boizenburger Klinkern verblendet,
sodass die tragende Eisenbetonkonstruktion im Innern nicht sichtbar ist:
Acht
im Kreis angeordnete Eisenbetonpfeiler tragen das Bauwerk. Der 800 m³ fassende
Hängebodenbehälter ruht auf einer Auskragung, die sich auf die Pfeiler stützt.
Die Pfeiler sind durch sechs Zwischendecken verbunden. Das Fundament jedes
Pfeilers ruht auf 19 Holzpfählen von 12 m Länge. Die Pfahlgründung war wegen des
schwierigen Untergrundes notwendig
Geschichtliches zur Wilhelmsburger Wasserversorgung
Das Dorf Wilhelmsburg entwickelte sich durch die
Ausweisung des Hamburger Freihafens sowie den Bau der Elbbrücken am Ende des 19.
Jahrhunderts rasch zu einem Industriestandort. Die Einwohnerzahl wuchs von 3.900
im Jahr 1860 auf 28.225 im Jahr 1910. Mangelhafte hygienische Verhältnisse −
insbesondere auch bei der Wasserversorgung − führten im Jahr 1902 zu einer
Typhusepidemie. Zudem stieg der Wasserbedarf für die Bevölkerung, aber auch für
die neu entstehenden Industriebetriebe. Das führte am Anfang des 20.
Jahrhunderts zur Planung einer modernen, zentralen Wasserversorgung.
1904 begannen die ersten Probebohrungen, 1910 wurde ein
Wasserwerk an der damaligen Dratelnstraße gebaut, bestehend aus Maschinenhaus
und Dienstgebäude. 1911 entstand dann der Wasserturm, der über 1,5 km vom
Wasserwerk entfernt lag und mit diesem durch eine Rohrleitung verbunden war.
Erst 1956 wurde Wilhelmsburg in das Hamburger Versorgungsnetz integriert durch den Bau einer Leitung durch die Süderelbe. Moderne Pumpen machten den Turm überflüssig, so dass er 1957 aus dem Netz genommen wurde.
Umnutzung
Schon im Zweiten Weltkrieg entstanden Notwohnungen im
Turm. Diese wurden in den 1980er Jahren renoviert und mit Zentralheizung
versehen. 1991 erwarb die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius den Turm,
die auch Trägerin des angrenzenden Krankenhauses Groß Sand ist. Das Bauwerk wird
weiter für Wohnzwecke genutzt.
01.
Abbildung 01. von Peter Pforr steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.